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>> SHIP-Studie zu Parodontitis/Parodontose

Parodontitiskeime invasieren über die Blutgefäße in den ganzen Körper.

Gefahr aus der Mundhöhle

Gefahr aus der Mundhöhle

Bakterien können vom Mund aus den Körper besiedeln und krank machen.

Bakterien können vom Mund aus den Körper besiedeln und krank machen.

Parodontitiskeime invasieren über die Blutgefäße in den ganzen Körper. Dort können sie verschiedene und oft schwerwiegende Erkrankungen verursachen. „An jedem Zahn hängt ein ganzer Mensch“ schrieb vorausahnend auf die heutigen Studienergebnisse Wilhelm Busch (1832-1908). Die Richtigkeit dieser Beobachtung realisieren Forscher und Ärzte heute erst nach und nach.

Die Auswertungen einer der weltweit größten und längsten medizinischen Studien, der SHIP - Studie (Study of Health in Pommerania) wie auch z. b. die Langzeitstudien des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigen eindeutig, dass sich Parodontitis-Keime über die Blutgefäße in unseren Körper invasieren und welche schwerwiegenden Krankheitsfolgen daraus resultieren (Thomopoulus et al. 2011; Persson 2012; Haerting J, Kluttig A et al. 2012; Bohley S, Kluttig A et al. 2016 u.v.a.)

Es ist nun sicher, dass eine chronische Zahnbetterkrankung (Volksmund: Parodontose, tatsächlich vorrangig: Parodontitis) einen hohen Risikofaktor für die Gesundheit darstellt. Nachweislich erhöht eine nicht behandelte Parodontitis beispielsweise das Schlaganfallrisiko um das Siebenfache! Auch Studien belegen ein um das Sechsfache erhöhtes Risiko, Diabetes mellitus Typ II (Zuckerkrankheit) aber auch eine Arthritis (Gelenkentzündung) zu bekommen. US-amerikanische Studien gehen von einer Risikoreduzierung eines Herzinfarkts von bis zu 27 Prozent, nach behandelter Parodontitis bei kardiovaskulär erkrankten Patienten aus.

Die Zahl der jährlich 12.000 Gelenkprothesen, welche auf Grund von bakterieller Kontamination explantiert werden müssen, könnte laut Experten durch konsequente Parodontitisbehandlung ebenfalls gesenkt werden.

Krankmachende Bakterien aus dem Parodont verursachen oder unterstützen also Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzmuskelinfektionen, Arteriosklerose, bei Frauen im gebährfähigen Alter Frühgeburten, Diabetes Typ II, Unfruchtbarkeit, Schlaganfälle, Rheuma, Unfruchtbarkeit, Darmerkrankungen sowie viele weitere Erkrankungen des Autoimmunsystems. Experten gehen davon aus, dass 70% der chronischen Erkrankungen ihre Ursache im Mund haben.

Prof. Thomas Kocher, Direktor der Poliklinik Zahnerhaltung, Parodontologie und Endodontologie am Uni-Klinikum Greifswald und einer der entscheidenden Wissenschaftler bei der SHIP- Studie:

„Bakterien können vom Mund aus den Körper besiedeln und krank machen.“

Porphyromonas gingivalis als einer der wichtigen parodontal pathogenen Leitkeime und Mitauslöser von Parodontitis verursacht unbehandelt Zahnfleischentzündung und Kieferknochenabbau bei 14% der 40-Jährigen und 40% der 70-Jährigen. Aus der Mundhöhle gelangt der Keim durch kleine Verletzungen vom Essen, Putzen oder Fädeln ins Blut und immigriert so in den Körper. In einer jüngst veröffentlichten internationalen Studie wurde dieser Keim in über 90% der Gehirne von verstorbenen Alzheimer- Patienten gefunden. Weiterhin findet er sich in vielen chronisch entzündlichen Erkrankungen und gilt heute als sehr gefährlicher Keim für den ganzen Körper (vgl. Grafik).

So wird klar wie wichtig die frühzeitige Therapie und Präventionsmaßnahmen für unsere Gesundheit insgesamt sind.

Probiotika und Präbiotika haben sich für die Prophylaxe wie auch Therapie als sinnvoll erwiesen, Öl ziehen wirkt richtig angewendet antibakteriell und hilft dem Mikrobiom.

Antibiotische Prophylaxe oder Therapie wird heute allerdings nur noch selten und bei schwer erkrankten Patienten oder aggressivem Krankheitsverlauf eingesetzt, weil eine Antibiose auch die „guten“ Bakterien aus Mund und Darm vernichtet, die aber für Gesundheit und Prävention sehr wichtig sind. Ähnliches gilt für den routinemäßigen Einsatz von Mundwässern.